In Holle stand die Halle Kopf
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- Veröffentlicht: Dienstag, 27. September 2011 07:06
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Holle bleibt Tabellenzweiter nach Sieg über Braunschweig
(we) Mit dem höchsten Siegergebnis der gesamten 2. Bundesliga Nord in dieser Saison setzte sich die Holler Mannschaft gegen den Braunschweiger JC durch. Vor ausverkaufter Halle mit weit über 500 Zuschauern, unter ihnen weilte auch Landrat Reiner Wegner, gewannen die Holler mit 12:1 (112:10). Da der Tabellenerste, der KSC ASAHI Spremberg gegen den SV Berlin 2000 auf eigener Matte mit 6:4 (57:40) gewann, konnten sie mit diesen beiden Siegpunkten die Tabellenspitze mit einem Punkt Vorsprung weiterhin halten. An der Tabellenspitze hat sich an den ersten drei Platzierungen nicht viel geändert, da auch die Babelsberger ihre Begegnung gegen Leverkusen gewannen. Auf Platz vier rutschten die Lübecker, die die Kölner deutlich besiegten.
„Wir haben gestern ein Superergebnis eingefahren, das reicht leider noch nicht aus, um Tabellenerster zu werden. Da müssen die Spremberger am letzten Kampftag in Braunschweig gegen den Tabellenletzten verlieren und wir noch mal gewinnen.“ erläuterte Mannschaftssprecher Maxime Lambert die Möglichkeiten, die Tabellenspitze auf den letzten Metern doch noch zu erobern. Aber es erscheint als eher unwahrscheinlich, dass der Tabellenerste beim Tabellenletzten verliert.
Insgeheim hatten die Holler auf einen hohen Sieg gesetzt, weil sie fast komplett antreten konnten und die Braunschweiger auf wichtige Leistungsträger verzichten mussten. Aber sie wollten den Mund nicht zu voll nehmen. „Es gibt immer mal eine Bananenschale, auf der einer unerwartet ausrutscht.“ wurde vom Bruder Christophe Lambert die Zurückhaltung begründet.
In der Hinrunde der ersten sieben Begegnungen wurde in „best-case“- Formation aufgestellt. Sehr schnell wurde die Überlegenheit ersichtlich, da die Holler bis auf ein Unentschieden ganz klar mit 6:0 in die Pause gingen. Nicht ganz unerwartet gewannen Senne Wyns (-60kg), Thilo Koch (-73kg), Maxime Lambert (-81kg), Christophe Lambert (-90kg), Jean Docquier (-100kg) und Max Rollwage (+100kg). Bedingt durch das Reglement in der Rückrunde für die nächsten sieben Begegnungen mindestens 3 Kämpfer auszutauschen, konnte mit dem Vorsprung auch gelassener die neue Besetzung aufgestellt werden. Dabei wurde zusätzlich in den beiden Gewichtsklassen –81 und –90kg getauscht. Nur einmal mussten die Holler eine Niederlage einstecken, als Jason Westwood Tristan Behrens (-66kg) besiegte. Wie zuvor holten die Holler auch in der Rückrunde sechs Punkte; daran beteiligt waren: Sebastian Zwetzschke
(-60kg), Kevin Haine (-73kg), Maxime Lambert (-81kg), Jean Docquier (-90kg), Christophe Lambert (-100kg) und Max Rollwage (+100kg).
Der letzte Kampftag in Lübeck
Wie bereits im letzten Jahr werden die Holler ihre Saison in Lübeck beenden. Damals hatten sie überlegen die Begegnung mit 10:4 gewonnen. Damals standen die Holler vor dem letzten Kampftag noch auf Platz sechs und katapultierten sich auf Platz vier. Die Lübecker waren auf Platz sieben. Diesmal haben sich die Lübecker weiter nach vorne gearbeitet und belegen den vierten Platz.
Zwei Frauenjurys wählten aus beiden Mannschaften den besten Kämpfer des Tages
Entsprechend honorierte das Publikum die Leistung der Kämpfer. Zwei in den weiblichen Fanblocks als Jury ausgewählte Personen, sollten jeweils von der gegnerischen Mannschaft den besten Kämpfer wählen. Die Holler Jury wählte bei den Brauschweigern Nicolai Stahl (-81kg), der in einem sehr harten Kampf gegen Maxime Lambert nur mit einer kleinen Wertung unterlag. die Braunschweiger Frauenjury wählte aus der Holler Mannschaft den Belgier Senne Wyns, der die erste Begegnung des Tages gewann.
Der Poker im Hintergrund
Papierlage und vage Vorabschätzungen sind das eine aber wie dann die Mannschaft aufgestellt wird ist das andere. Der Poker besteht darin besonders geschickt seine Kämpfer so aufzustellen, dass die gegnerischen starken Kämpfer ins Leere laufen oder womöglich die erhofften Punkten doch nicht holen. Dieser Poker ist nur möglich, wenn die Aufstellung so spät wie möglich bekannt wird und auch so spät wie möglich ersichtlich wird, wen die Mannschaften mitgebracht haben. Häufig können die Kämpfer nicht antreten, weil Verletzungen oder auch Turniereinsätze terminlich kollidieren. Christophe Lambert hat für die Holler Mannschaft nur zweimal antreten können, weil er an den Bundesligaterminen die für ihn so wichtigen internationalen Turniere wahrnahm, um Punkte auf der Weltrangliste zu sammeln.
Der Zeitplan im Poker um die Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung beginnt kurz vor dem offiziellen Wiegen aller Kämpfer aus beiden Mannschaften, das eine Stunde vor offiziellem Kampfbeginn angesetzt wird. Die offiziellen Wiegelisten, die den Kampfrichtern vorgelegt werden, erhalten auch die beiden Mannschaften. Nun ist ersichtlich, wieviele Kämpfer pro Gewichtsklasse bei den anderen zur Verfügung stehen, wer fehlt und wer sein Gewicht nicht hatte und höher eingewogen wurde. Damit beginnt die Abschätzung, wie die andere Mannschaft aufstellen könnte und wie dagegen aufgestellt wird. Wenige Minuten vor Kampfbeginn geben beide Mannschaften die Listen ab und erfahren, wer gegen wen antritt.
Dieser Poker setzt sich zur Pause fort, weil dann für die Rückrunde die Aufstellung für die sieben Gewichtsklassen bekannt werden muss. In jeder Mannschaft wird spekuliert, wie die anderen auswechseln könnten, um taktisch gegen zu halten. Besondere Bedeutung bekommen die Gewichtsklassen, in denen keine starken Kämpfer da sind und somit von unten gute hochgesetzt werden. Die Abgabe der Listen wird genauso spät wie möglich vorgenommen, um der gegnerischen Mannschaft die taktischen Absprachen für die Kämpfer knapp zu halten.
Holler Fanblock wurde durch belgische Judoka unterstützt
Der belgische Heimatverein von Jean Docquier aus Liège wollte unbedingt seinen Judoka in Holle unterstützen. Gleichzeitig sollte mit dem Holler Verein eine Partnerschaft mit gegenseitigem Besuch, Training und Turnierteilnahme aufgebaut werden. Elf Judoka unter Anleitung ihres Heimtrainer Pierre Smets, Träger des 6. Dan und Teilnehmer 1972 an den olympischen Spielen in München für die belgische Judonationalmannschaft. Der Kontakt entwickelte sich gleich so gut, dass die belgischen Judoka ins Vorprogramm mit einbezogen wurden.
Platz | Verein | Kämpfe | Wertungen | Punkte |
1 | KSC ASAHI Spremberg | 47:28:00 | 426:27:00 | 10 |
2 | Judo in Holle | 48:28:00 | 449:29:00 | 9 |
3 | SV Motor Babelsberg | 41:34:00 | 406:57:00 | 9 |
4 | Budokan Lübeck | 33:42:00 | 301:25:00 | 7 |
5 | SV Berlin 2000 | 42:31:00 | 392:40:00 | 6 |
6 | TSV Bayer 04 | 39:37:00 | 349:44:00 | 5 |
7 | Bushido Köln | 31:47:00 | 309:18:00 | 1 |
8 | Braunschweiger JC | 23:57:00 | 236:05:00 | 1 |
Fotos:
Spektakulärer Wurf von Christophe Lambert (blau), der seinen Gegner soweit nach hinten aushebt, dass er nur noch auf Zehenspitzen steht und von dieser Rückhalteposition (Rücken fast 90° nach hinten gebogen) den Gegner dann auf den Rücken wirft. Eine sehr spektakuläre Ausführung dieser riskanten Technik, die selbst im nationalen Judomagazin als bemerkenswert hervorgehoben wurde.
An der Waage kontrollieren die drei Kampfrichter das Gewicht von jedem Kämpfer. Gleichzeitig sind beide Teamchefs dabei und sehen von der anderen Mannschaft wer in welcher Gewichtsklasse dabei ist.
Der Braunschweiger Coach (rechts) Detlef Knorreck gibt die Aufstellung seiner Liste ab, wobei fast zeitgleich durch den Holler Teamchef die Liste dem Kampfrichter überreicht wurde.
Pierre Smets beim gemeinsamen Vormittagstraining mit den belgischen und Holler Judoka erläutert eine Bodentechnik
Eine volle Halle und was fürs Auge
Und die Fotos von Holger Zwetzschke