Manfred Rüssel, Bundeskampfrichter und zuletzt Mitglied im Verein Judo in Holle, verstorben
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 13. März 2013 22:29
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(we) In der Nacht von Montag, den 11.3. auf Dienstag, den 12.3. verstarb der erst 68 Jahre alte Manfred Rüssel, der viele Jahre im NJV als Kampfrichter und auch bei den Holler Judoka als langjähriges Mitglied und Trainer aktiv im Einsatz war.
Der gebürtige Leipziger hat in der Jugend begonnen Judo zu betreiben und hat dann sehr bald mit 30 Jahren seine Kreislizenz als Kampfrichter erworben. Wer ihn sprechen hörte, erkannte sofort, daß er kein gebürtiger Holler war. Er kam aus einem Landstrich, wo in der Aussprache das Alphabet 3 Buchstaben weniger hat - das „p“ wird zum „b“, das „t“ zum „d“ und das „k“ zum „g“. Er kam aus „Leibsch“ und hat 1992 seinen Wohnsitz nach Bockenem gewechselt; aber seine Mundart beibehalten. Besonderes Kennzeichen war sein typisch sächsischer Humor mit seinen vielen Anekdoten, die er in den Westen mitbrachte und immer gerne zum Besten gab.
Kampfrichter ist er geworden, weil er nach seiner aktiven Zeit weiter auf der Judo-Matte stehen wollte. „Zuerst habe ich auf Kreisebene meine Lizenz gemacht und wurde dann 2 Jahre später Kampfrichterobmann im Kreis Leipzig.“
1986 übernahm er die Funktion des Kampfrichterobmannes auf Bezirksebene und erwarb dann noch die DDR-Lizenz. Leipzig gehörte neben Frankfurt/Oder und Berlin zu den 3 Leistungszentren im Judo-Sport der DDR. Seinen damaligen Aufgaben umfassten auch, die Leistungsturniere in Leipzig zu organisieren und als Hauptkampfrichter zu fungieren. Er wurde in den nationalen Kaderkreis der Kampfrichter berufen und nahm an entsprechenden Lehrgängen teil. Parallel dazu erwarb er noch seine Trainerlizenz.
Nach der Vereinigung der beiden deutschen Judo-Verbände wurde ihm wegen seiner Kampfrichterleistungen die Bundes-A-Lizenz, die höchste nationale Kampfrichter-Lizenz zuerkannt. Diese Lizenz muss jedes Jahr durch Lehrgänge und Einsätze aufgefrischt werden.
Nach dem Motto „Stagnation ist Rückschritt“ handelnd, ist er bald jedes 2. Wochenende unterwegs gewesen. Ein zentrales Motiv für sein Engagement begründete er damals so: „Das Besondere ist, den Kampfverlauf regelrecht aktiv zu steuern. Ich kann mich nicht hinter einem Maßband verstecken. Viele Erfahrungen und ständiges Üben ist nötig, selbst die schnellsten Aktionen richtig beurteilen zu können. Die Verantwortung ist groß, richtig zu entscheiden.“
Als Bundeskampfrichter arbeitete er auch auf den unteren Ebenen, so konnte man ihn auch auf den Kreis- und Bezirksmeisterschaften der Jüngsten - der U11 - im Einsatz sehen.
Zum Jahresende auf der letzten Deutschen Meisterschaft der Saison 2003 wurde Manfred Rüssel mit Erreichen der Altersgrenze von 59 Jahren als Bundeskampfrichter verabschiedet. Nach 43 Jahren aktivem Judo und 28 Jahren als Kampfrichter endet nun für ihn diese Laufbahn auf der höchsten nationalen Ebene mit der Bundes A-Lizenz.
Manfred Rüssel war aber nicht nur Kampfrichter, sondern er war in Holle viele Jahre als Jugend-Trainer auf der Matte aktiv. Viele Holler Kinder hatten bei ihm das so wichtige Anfängertraining bis zur ersten Gürtelprüfung wahrgenommen. Er selbst war in Holle mit seinem 3. Dan der höchste Dan-Träger und nahm selber regelmäßig am Seniorentraining teil.
Die letzten 7 Jahre hat er im Vorruhestand wieder in Leipzig mit seiner Familie gelebt. Den Kontakt nach Holle hatte er immer gehalten und wurde immer wieder mal auf den großen Veranstaltungen in Holle gesehen. Die Holler Judoka haben viel zu früh einen vorbildlichen Judoka und Freund verloren, der nicht nur in seiner Tätigkeit als Kampfrichter Vorbild war, gerecht und objektiv in seinen Entscheidungen. Er ist vielen auch in Erinnerung als ein humorvoller und verständiger Mensch. Mit ganz viel Herzblut war er Judoka und liebte den Wettkampf. Seine Meinung und Einschätzung war bei den Aktiven gefragt und in hohem Maße geschätzt.