„Jetzt muss ich erstmal richtig ausschlafen“
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- Veröffentlicht: Sonntag, 19. August 2012 10:16
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(we) „Wieviel Autogramme ich jetzt gegeben habe, weiss ich nicht so genau, vielleicht waren es 500 bis 600, aber bestimmt wurden mit mir mehr Fotos gemacht,“ war die Antwort von Christophe Lambert, nachdem er den grandiosen Empfang in Hamburg hinter sich gelassen hatte und dann Richtung Heimat fuhr. Viel war von ihm dann auch nicht mehr zu hören, weil er kaum im Auto saß, in einen tiefen Schlaf verfiel.
Die letzten drei Wochen seit der Abreise nach London waren gefüllt mit vielen Erlebnissen, die noch verdaut werden müssen. „Die Eröffnungsfeier war für mich das Beeindruckenste. Wir haben zwar das ganze Vorprogramm bis zum Einmarsch nicht mitbekommen, aber dafür war der gut ein kilometerlange Fußweg vom Dorf bis zum Stadion schon ein Erlebnis. Wir sind durch ein großes Spalier mit vielen Zuschauern bis zum Stadion gegangen. Da war schon viel Freude und Begeisterung in der Luft. Richtig beeindruckend war der Moment, als wir ins Stadion kamen und die vielen Menschen sahen, die uns zujubelten. Die Musik, die ertönte und die vielen ständigen Blitzlichter der Fotoapparate – es war einfach überwältigend. Als dann die Olympische Flamme entzündet wurde, das war doch von hoher symbolischer Bedeutung. Da wurde es mir noch mal so richtig deutlich – ich bin dabei.“
Die knappe Woche bis zum eigenen Wettkampftag am Mittwoch (1. August) war gefüllt von Vorbereitungen durch Judotraining und auch Kraft- und Lauftraining. Es gab nur wenige Ablenkungen, vielmehr war die Konzentration auf den bevorstehenden Wettkampftag gerichtet. Jetzt zwei Wochen danach äußert sich Christophe Lambert über seinen verlorenen und auch einzigen Kampf: „Zwischenzeitlich habe ich meinen Kampf gesehen und ich verstehe gar nicht, warum ich so komisch gekämpft habe. Ich war gar nicht so griffig, wie ich sonst sein kann. Eigentlich war ich in guter Form, daran lag es nicht. Ich war jedenfalls nicht ausreichend abgeklärt. Das war für mich die schlimmste Niederlage – ich bin deswegen immer noch ganz bedrückt.“
Trotz der vier Medaillen für Judo hatte das deutsche Judoteam nach ihren Wettkämpfen nicht jeden Tag Party gemacht. Im Olympischen Dorf war Ruhe angesagt, weil keiner die Sportler stören wollte, die noch ihre Wettkämpfe vor sich hatten. Neben ein wenig Tourismus in London wurden täglich sehr viele andere Wettkämpfe besucht.
„Die Abschlussfeier war ein bißchen bedrückend, weil sie von der Wehmut des Abschieds geprägt war. Bei der Eröffnungsfeier waren wir alle aufgeregt über das, was uns noch in den kommenden Tagen erwarten würde; aber jetzt war alles vorbei. Und ich war ja auch von meinem Ergebnis enttäuscht. Toll war einfach, dass wir Sportler bei dem Programm mittendrin waren. Wir konnten das nun auch genießen und das Programm mit diesen vielen Stars war einmalig.“ Nach der Abschlußfeier war es für die Sportler noch nicht zu Ende. „Wir haben dann mit ganz vielen Sportlern aus den anderen Nationen noch ganz lange zusammen in lockerer Stimmung zusammengesessen. Viele sind bereits in der Nacht schon abgereist, weil die Flüge so früh waren.“
Ein besonderer Höhepunkt für die gesamte deutsche Olympia-Mannschaft war zum Abschluss die fast zweitägige Heimreise auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Deutschland“ von London nach Hamburg und der große Empfang in Hamburg. „Diese Fahrt war schon beeindruckend. Das war auch eine tolle Belohnung für uns Sportler. Wir haben da gar nicht so viel Party gemacht, wie das in den Medien immer so erzählt wurde. Wir waren viel zu kaputt und müde, deswegen haben das sehr viele ruhig angehen lassen.“ Bei bestem Wetter mit der schönsten Sonne, die Hamburg für diesen besonderen Tag bieten konnte, lief die „Deutschland“ in Hamburg ein. Schon lange vorher standen viele Menschen an beiden Seiten des Ufers und winkten begeistert dem Schiff zu. „Das war beeindruckend, wie von den Werften uns die Leute zugewunken haben oder die Hupkonzerte von den Autos, die vielen kleinen begleitenden Boote auf der Elbe. Der Höhepunkt war sicherlich das Festmachen und die 10.000 Menschen, die uns empfangen haben.“ Es dauerte dann gut zwei Stunden, bis alle von Bord waren, auf der NDR-Bühne durch waren, Autogramme noch pausenlos schrieben. „Wir Judoka waren leider die letzte Sportart, die beim NDR vorgestellt wurden und wir mussten die ganze Zeit im abgezäunten Bereich warten. Wir wären schon viel lieber mal vorher raus, um die vielen Fans zu begrüßen. Ganz toll war dann die ¾ Stunde in der Barkasse vom Hafen durch die Speicherstadt zum Rathaus. Überall waren Menschen an den Fenstern, die uns begeistert zugewunken haben. Dann am Rathaus, das haben wir gar nicht erwartet, die vielen Menschen, die uns begeistert applaudiert haben. Dieses Bad in der Menge tat richtig gut!“
Fotos (Ernst):
- 7149 die MS Deutschland in Sicht, flankiert von Feuerwehrbooten und vielen anderen Kleinbooten
- 7162 das Olympia-Team komplett vorne auf Oberdeck
- 7177 vor dem Festmachen wurde das Schiff nochmal in Auslaufpositon gedreht
- 7206 Sven Loll (links) aus Hannover begrüßt als einer der ersten seinen „Zögling“ und Bronzemedaillwengewinner Dimitri Peters (Judo -100kg)
- 7216 die deutschen Judoka mit christophe Lambert kurz vor dem Auftritt auf der NDR-Bühne
- 7225 die vier erfolgreichen deutschen Judoka Andreas Tölzer, Dimitri Peters, Kerstin Thiele sowie Ole Bischof
- 7329 die restlichen Judoka,darunter Christophe Lambert kommen auf die Bühne
- 7350 Andrang beim Autogrammeschreiben mit Dimitri Peters
- 7361 Fotoshooting von begeisterten weiblichen Fans mit den drei Judoka Tobiass Englmaier, Christopher Völk und Christophe Lambert
- 7381 mit der letzten Barkasse und einer Kiste Bier die sechs männlichen Judoka vom Hafen zum Rathaus
- 7441 stürmischer Empfang vor dem Rathaus und Christophe Lambert mittendrin