Christophe Lambert gewinnt Gold in Belgien
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- Veröffentlicht: Montag, 31. Januar 2011 19:40
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(we) Auf dem stark besuchten europäischen B-Turnieren im belgischen Vise / Liège gewann der Holler Judoka Christophe Lambert eine Goldmedaille in der Gewichtsklasse bis 90kg.
Dieses Turniere gewinnt zum Saisonanfang als erstes europäisches Turnier seinen internationalen Stellenwert zur Standortfindung vor den großen A-Turnieren in den kommenden Wochen. Im vorolympischen Jahr beginnen die ersten langfristig angelegten Vorbereitungen und viele Nationen entsenden ihre Nationalmannschaften. So waren in Visé bei den Männern verschiedene Nationen sehr stark vertreten, sodass dieses Turnier stärker als ein einfaches B-Turnier einzuschätzen ist.
55 Kämpfer aus dreizehn Nationen wollten es in der Gewichtsklasse von Christophe Lambert wissen, wer von ihnen der beste ist. Sechs Kämpfe waren dafür erforderlich, wobei der Holler alle Kämpfe vorzeitig mit Ippon-Wertung gewann. Dabei konnte er seine besondere Qualität hervorbringen – sein großes Technikrepertoire. In jedem der sechs Kämpfe gewann er mit einer anderen Technik und wurde somit für seine Gegner undurchschaubar. Sie konnten sich nicht gut auf ihn einstellen.
Obwohl er fast fünf Kilogramm unter dem maximal möglichen Kampfgewicht auf die Waage brachte, hatte er keine physischen und konditionellen Schwierigkeiten mit seinen Gegnern. Seine ersten Gegner Noel van End (Holland), Dominik Welzinger (Schweiz) und Thomas Brunner (Österreich) bereiteten ihn keine sonderlichen Schwierigkeiten. Einen besonderen Gegner stand ihm im Kampf um den Poolsieg gegenüber, Andrew Burns, die Nummer zwei aus Groß Britannien. Mit einem überraschenden offensiven Angriff gleich zum Kampfbeginn warf Christophe Lambert mit einer Aushebetechnik den Engländer voll auf den Rücken und hatte bereits nach siebzehn sekunden den Kampf für sich entschieden. Das anschließende Halbfinale gegen den Franzosen Alexandre l’Homme wurde zum ersten Mal knapp, da er bereits nach einer Minute mit einer hohen Unterbewertung durch eine gekonterte Technik in Rückstand geriet, aber dieser Rückstand hielt nicht lange und kurze Zeit später gelang ihm der entscheidene Wurf zum Sieg. Im Finale musste er sich Matthew Pussey, der aktuellen britischen Nummer Eins stellen, der in den Vorrunden bereits durch einen recht harten Kampfstil auffiel. Gut eingestellt auf den Kampfstil, konnte der Brite sich nicht behaupten. Christiphe Lambert dominierte dagegen die ganze Zeit, ging mit einer hohen Unterbewertung in Führung und konnte dann nach drei Minuten mit einem Wurf, der mit Ippon gewertet wurde, den Kampf für sich entscheiden.
Der anwesende Assistenzbundestrainer Daniel Gürschner vom Olympiastützpunkt Köln zeigte sich beeindruckt. „Das war nach der Bronzemedaille der Deutschen Meisterschaft am letzten Wochenende ein wichtiger Erfolg. Er hat gezeigt, dass er auf dieser Ebene sich international behaupten kann.“ Sehr erleichtert und auch erfreut zeigte sich der Sieger „Das war ein anstrengender Tag, weil wir bereits kurz nach 05:00 Uhr in Köln losgefahren sind und das Finale war jetzt abend kurz vor acht – das schlaucht. Aber ich bin saumäßig zufrieden, weil ich für das Grand Slam Turnier in Düsseldorf in drei Wochen nun mit einer ganz anderen Selbstsicherheit gehen kann. Da möchte ich schon vorne mitmischen. Ich habe es endlich geschafft, meine Linie zu halten“
Nachgefragt bei Chistophe Lambert.
HAZ: „Beim Judo wird viel davon gesprochen, die Linie zu halten – so auch dein Kommentar zu deinen Kämpfen in Belgien. Was bedeutet das?“
Christophe Lambert: „Es geht darum taktische Vorgaben, die zusammen mit dem Coach vor dem Kampf durchgesprochen wurden, auch umzusetzen und den ganzen Kampf durchzuhalten. Manchmal glaubt man im Kampf, es doch anders machen zu müssen und verläßt dann seine Linie. Eventuell läßt man sich zu unvorsichtigen Aktionen provozieren und wird dann blöd geworfen.“
HAZ: „Wie muss man sich das vorstellen, taktisch gut eingestellt zu sein?“
Christophe Lambert: „Ich hatte das Glück jetzt in Visé, meine nächsten Kämpfer gleich im Kampf danach beobachten zu können und konnte erkennen, mit welcher Technik sie punkten. Von den Britten wußte ich, dass die in den letzten Jahren einiges an Bodentechniken trainiert haben, also musste ich aufpassen, dass die Gelegenheit bekommen, mich am Boden zu erwischen. Oder die Franzosen waren heute auf diesem Turnier sehr konterstark und ich mußte mit einem speziellen Griffkampf beginnen, der sie daran hinderte mit deren typischen Techniken mit fassen zu können. Das hatte heute besonders gut geklappt.“
HAZ: „Auch wenn Köln nicht weit weg ist vom belgischen Visé, konntest du dort nicht übernachten, um besser ausgeschlafen anzutreten?“
Christophe Lambert: „Das hat was mit Geld zu tun. Ich bezahle leider meine Einsätze aus eigener Tasche und erhalte aktuell keine Unterstützung vom Verband, weil der selber klamm ist. Das war mal anders, jetzt wird Spitzensport zu einem teuren Privatvergnügen. Als Medizinstudent kann ich mir leider nicht sehr viele Starts leisten.“
4 Serien Fotos eines erfolgreichen Wurfes von Christophe Lambert (blau):