Thilo Koch ist neuer Deutscher Meister
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- Veröffentlicht: Sonntag, 07. März 2010 14:58
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(we) Mit Thilo Koch haben die Holler Judoka einen weiteren Judoka, der im nationalen Judo die höchste Auszeichnung erreicht hat; bei den in Herne ausgerichteten Deutschen Meisterschaften der U20 gewann er in der Gewichtsklasse bis 66kg nach fünf Kämpfen den Titel des Deutschen Meisters. Aus Niedersachsen konnte nur noch Dimitri Koschelev von Judo Crocodiles aus Osnabrück mit einer Goldmedaille sich behaupten.
Nach drei erfolglosen Teilnahmen auf Deutschen Meisterschaften in der U17 und in der U20 konnte sich Thilo Koch bei seiner vierten Teilnahme gleich ganz nach vorne katapultieren. Dabei konnte er nicht von einem Losglück profitieren, sondern auf dem Weg bis zum Titelgewinn hatte er die beiden Drittplatzierten und auch den Vizemeister besiegt. Insgesamt mußte Thilo Koch fünf Siege einfahren. Dabei begann sein Auftaktkampf gegen Jonas von Münchow aus Berlin gleich mit einer harten Nuss. Er war ihm aus dem diesjährigen Ranglistenturnier bekannt und hatte gegen ihn nur knapp gewonnen. „Ich wußte, wenn ich den packe, dann schaffe ich es heute.“ Es klappte; Thilo Koch ging mit einer mittleren Unterbewertung in Führung und konnte sie über die vierminütige Kampfzeit halten. Jonas von Münchow gewann später die Bronzemedaille.
Der zweite Kampf ging ähnlich wie der Vorkampf aber mit mehr Gelassenheit über die Matte. Eine frühzeitige Führung mit großer Unterbewertung gegen Wilhelm Steve aus Thüringen konnte sicher bis zum Kampfende gehalten werden. Im dritten Kampf gegen Lukas Sonne aus Offenbach / Hessen fiel Thilo Koch gleich nach zehn Sekunden mit einer mittleren Wertung in den Rückstand, da er auf eine überraschende Technik nicht schnell genug reagierte. Aber dann konnte er aufholen, da sein Gegner keine Aktion mehr zeigte und mit drei Passivitätsstrafen in den Rückstand geriet. Mit diesem Sieg war der Poolsieg und der Einzug ins Halbfinale gesichert.
In den beiden folgenden Kämpfen zeigte sich die gute Kondition von Thilo Koch. Nach vier Minuten hatten sowohl der Holler als auch Julian Kolein aus Baden-Würthemberg keine Wertung für sich erzielen können, sodass nach den vier Minuten regulärer Kampfzeit noch mal zwei Minuten im Golden Score angehängt wurden. Aber auch diese zwei Minuten ergaben keine Wertung und über eine Hantei-Entsheidung mussten die drei Mattenrichter sich für einen Sieger entscheiden. Mit zwei Wertungen für sich gewann Thilo und zog somit ins Finale ein. „Ich hatte eindeutig die bessere Kondition und Julian baute deutlich ab. In der Situation habe ich die Kampfrichter wohl überzeugt. Trotzdem als der Kampfrichterentscheid fiel, sah ich nur den Hauptkampfrichter, der mit der Flagge sich gegen mich entschied und den einen am Mattenrand gegenüber, der sich für mich entschied. Den dritten Kampfrichter sah ich nicht, weil der quasi hinter mir stand; aber dann habe ich mich umgedreht und sah, dass er sich für mich entschieden hatte. Mit fiel ein Stein vom Herzen.“ Julian Kolein gewann anschließend im kleinen Finale die zweite Bronzemedaille in dieser Gewichtsklasse.
Auch das Finale gegen Jasper Olthoff aus Berlin nahm anfänglich den gleichen Verlauf; nach Ablauf der regulären Kampfzeit hatte keiner eine Unterbewertung erzielen können und es ging für Thilo Koch erneut in die Verlängerung. Diesmal entwickelte es sich eindeutiger; Thilos Gegner zeigte eindeutige Konditionseinbrüche und konnte nichts entgegensetzen, sodass nach zwei Passivitätsstrafen der Kampf vorzeitig endete und Thilo Koch als Sieg erklärt wurde und somit den Titel des Deutschen Meisters gewann. Er ist seit 1999 der achte Holler Judoka, der nunmehr den zwölften Titel nach Holle bringt
„Ich habe Thilo Koch das erste Mal konsequent seine Linie halten sehen und er hat selbst in den schweren Kämpfen damit durchhalten können und so gewonnen.“ war der erste spontane Kommentar vom Landesterainer Sven Loll. „Jetzt muss er Ende März in Bremen bei den Masters in seinem ersten diesjährigen internationalen Einsatz diese Linie fortsetzen und weit nach vorne kommen, dann wird er sicherlich in den engeren Kreis des nationalen Kaders rücken.“
Interview mit Thilo Koch
„Wie siehst Du nachträglich Deine Kämpfe?“
„Ich wollte siegen und kein schönes Judo für die Galerie bieten und das ist aufgegangen. Viel geholfen hat mir auch Maxime Lambert, der selbst hier in Herne vor zwei Jahren den Titel des Deutschen Meisters gewann. Er hat mich gecoacht, zwischen den Kämpfen gut motiviert und auf die nächsten Kämpfer eingestellt.“
„War deine Vorbereitung im Vergleich zu den Vorjahren anders?“
„Wir haben mit Bernd Lühmann bereits im Dezember die Schrauben angezogen und in den Weihnachtsferien zweimal täglich trainiert. Die letzten drei Wochen habe ich dann verstärkt auf Kondition trainiert und das hat es tatsächlich gebracht.“
„Wie war deine Stimmung – warst du aufgeregt.“
„Ich fühlte mich topfit, hatte am Morgen vor den Kämpfen exakt mein Gewicht von 66kg und konnte am Abend sogar normal essen. Aber ich war sehr aufgeregt und habe viel über meine Judotechniken nachgedacht. Ich bin sie zichmal vor meinem geistigen Auge durchgegangen und habe sie mir für die ersten Kämpfe noch mal zurechtgelegt. Trotzdem konnte ich gut einschlafen und war am nächsten Morgen frisch. Ich muss aufgeregt sein, weil nur so ich dann die bessere Konzentration habe. Sonst denke ich an etwas anderes und das womöglich noch beim Kampf. Es hat geklappt und ich habe alle Kämpfe gewonnen.“
Und danach ...
Für einige Judo-Fans war es nicht zu spät um Thilo noch am gleichen Abend hoch heben zu lassen. Mit Feuerwerk und Böllern wurde er nach der Siegerehrung in Herne noch bis kurz vor Mitternacht am Holler Stützpunkt gefeiert.