Maxime Lambert auf dem Wege zur Weltmeisterschaft in Bangkok
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- Veröffentlicht: Freitag, 17. Oktober 2008 16:58
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(we) Bereits eine Woche vor Wettkampfbeginn ist der Holler Judoka Maxime Lambert (bis 73kg) mit der deutschen Judo Nationalmannschaft der Junioren nach Bangkok abgreist. Er ist der einzige Niedersachse im vierzehnköpfigen Aufgebot, das zu gleichen Teilen zwischen Männern und Frauen sich zusammensetzt. Sein Vereinskollege Max Rollwage (bis 100kg) sowie André Breitbarth (plus 100kg) aus Brunschweig als auch Kathrin Prill (bis 57kg) aus Osnabrück sind auf der Ersatzliste.
Lange Zeit gab es für die Nominierung von Maxime Lambert ein Fragezeichen in der Luft. Eine erneute Knieverletzung (Meniskus) Anfang Juni mit anschließender Operation unterbrachen seinen hervorragenden Saisonstart, die mit einem Deutschen Meistertitel und einem zweiten Platz bei den Bremer Masters begannen. Aber auch dieser Saisonstart stand unter dem Vorzei-chen einer frisch genesenen Knieverletzung (Kreuzbandriss im gleichen Knie) und einer länge-ren Pause. Ohne Vorbereitung durch Turniere auf niedrigerem Niveau ist er gleich voll durchge-startet und hat seine nationale Konkurrenz weit hinter sich gelassen.
„Als ich in Österreich im Finale diesen Schmerz im Knie spürte, wußte ich sofort – es ist wieder passiert. Ich habe die Zähne zusammengebissen und die letzten 30 Sekunden durchgehalten, um als Sieger von der Matte zu gehen.“ Das gelang ihm und er konnte wichtige Punkte zur Nominierung für die Europa- und Weltmeisterschaft sammeln. Und jetzt begann der Wettlauf mit der Zeit, würde die Zeit nach einer Operation reichen, um das Knie wieder einer hohen Wett-kampfbelastung aussetzen zu können. Gemeinsam mit den Ärzten, Physiotherapeuten und den Trainern wurde ein eng koordinierter Rehabilationsplan aufgebaut. Es ging um stabilisierenden Muskelaufbau und gleichzeitigem Training zur Wiedererlangung der Fitness. In engen zeitlichen Abständen wurde an den Kinetikgeräten gearbeitet, um so auch die Muskeldefizite zu erfassen und die Entwicklung im Bein zu erkennen. „Das war natürlich ein höheres Risiko, darauf hatten mich alle hingewiesen. Ich habe mir dann gesagt, wenn es zu schaffen ist und möglich ist, warum nicht auch bei mir. Ich habe mich entschieden und dann losgelegt.“
Trotzdem blieb die Angst im Hinterkopf, dass es schief geht. Die Europameisterschaften Mitte September in Warschau zeigten es. Maxime Lambert kämpfte verhalten und zeigte nicht die von ihm bekannte Spritzigkeit. Er agierte eher vorsichtig und defensiv. Für seinen fünften Platz auf dem ersten Wettkampf nach dieser Verletzung war das Ergebnis beachtlich. Landestrainer Sven Loll zollte für diese Leistung höchsten Respekt „Das schaffen nur wenige, sich zweimal so aufzuraffen und dann sofort in der internationalen Spitze mitzumischen.“
Aber da war nicht nur der rein medizinische Aspekt sondern auch die Psyche musste wieder ins Lot gebracht werden. „Vor einem Jahr brach bei mir die Welt zusammen. Anfang Mai letzten Jahres bei meiner ersten Knieverletzung begann gerade die Saison der internationalen A-Turniere und damit war alles gelaufen. In diesem Jahr hatte ich bereits Punkte gesammelt und war in der europäischen Rankingliste bereits auf Platz 10.“ Er ging gelassener in die Reha. „Ich kannte das ganze ein bißchen und ich wußte – zu Anfang geht es schnell los und dann kommt der Rückfall. Dieses Jahr war der sehr schmerzhaft – ich wollte alles schmeißen. Ich habe mich gefragt, warum ich mich so kaputt mache.“ Aber er hatte sich wieder gefangen. „Ich wollte wie-der dazugehören – Verletzungspause ist wie Strafbank. Ich konnte nur zuschauen und die an-deren holten die Erfolge, und das waren die, die ich ohne Probleme schlug. Da wollte ich wieder zurück – so ein bißchen ist das auch wie eine Sucht. Ein schönes Gefühl ist es dann, wenn man wieder auf die Matte geht und tatsächlich auch gegen die unverletzten gewinnt.“ Ein besonderer Nebeneffekt hatte sich nach beiden Pausen sowohl in diesem als auch im letzten Jahr einge-stellt, er ist zum Teil stärker auf die Matte gegangen, als er sie verlassen mußte. „Ich habe die Zeit genutzt, an meiner Technik zu feilen und habe erst spät mit dem harten Kampftraining an-gefangen.“ Die letzte Frage an ihn, was in den verbleibenden Tagen anliegt – „Gewicht ma-chen, ich muß noch drei Kilo runterholen. Samstag morgen um 07:00 Uhr ist Wiegen – bis da-hin darf ich nur wenig essen, obwohl es in Thailand viel herrliches Essen gibt. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit (80-90%) wird mir dabei helfen.“
Hinweis für den Interessierten zu ganz aktuellen Ergebnissen: die über vier Tage stattfin-denen Weltmeisterschaften sind mit ihrer Listenführung im Internet live unter www.ippon.org zu verfolgen. Dabei sind sechs Stunden Zeitunterschied zu beachten, sodass die Vorrunde hier bereits morgends um 04:00 Uhr beginnt. Die Gewichtsklasse von Maxime Lambert (bis 73kg) startet am Samstag.
Foto: Max Lambert (blau) mit Kimmo Großer (weiss) aus Holle beim letzten Training in Holle. Harte, schnell ausgeführte Wurfserien mit verschiedenen Offensiv- und Kontertechniken standen auf dem Programm, um das blitzschnelle Reaktionsvermögen aus dem Reflex zu schulen.