Doping-Kontrolle nachts um zehn Uhr
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- Veröffentlicht: Samstag, 01. März 2008 09:33
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(we) Quasi aus dem Bett geklingelt wurde in dieser Woche Maxime Lambert, Bundes C-Kader von den Holler Judoka, um den beiden nicht angekündigten Kontrolleuren von der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) eine frische Urinprobe zu überreichen.
„Das war keine große Überraschung für mich, da ich in den letzten drei Jahren schon mehrfach Urinproben abgeben mußte – nur waren die bislang immer tagsüber entweder zu mir nach Hau-se oder zum Training gekommen.“ erzählt Maxime Lambert. Wenn genügend in der Blase ist, geht das recht schnell, aber das Prozedere ist aufwendig, um Manipulationsunterstellungen zu vermeiden. Im Beisein eines Kontrolleurs wird in einen speziellen Behälter die Urinprobe aufge-nommen. Der Behälter ist mit einer mehrstelligen Nummer gekennzeichnet, die für diese spezi-elle Probe zum Versiegeln mehrfach benutzt wird. Dabei übernimmt der Sportler selbst nach der Urinabgabe die Abfüllung in die beiden vorgesehenen Behältnisse für die A- und B-Probe und versiegelt selbst dann das gepolsterte Päckchen. Der Kontrolleur gibt nur Anweisungen wie zu verfahren ist. „Es soll der Vorwurf vermieden werden, dass in die Probe heimlich was beigege-ben werden kann, um das Ergebnis beeinflussen zu können.“ Vieles ist so aufgebaut, dass Trickversuche unterbunden werden. „Es waren bislang immer zwei Kontrolleure – ein Mann und eine Frau, weil beim Pinkeln immer einer mit dabei ist.“
„Es waren bislang immer zwei Kontrolleure – ein Mann und eine Frau, weil beim Pinkeln immer einer mit dabei ist.“ An einem Tag werden gleich mehrere Sportler aufgesucht und das sind immer Männer und Frauen. Zum Teil wechseln die Kontrolleure ihre Fahrzeuge, weil es schon vorgekommen ist, dass Sportler die Tür nicht öffneten, da sie über das Fahrzeug vor dem Haus das Eintreffen der Kontrolleure erkannten.
„Früher haben die angerufen – zuerst ein Tag vorher, dann nur noch Stunden und jetzt nur noch fünfzehn Minuten vorher. Da hat es wohl schlechte Erfahrungen gegeben, weil Sportler mit Do-pingproblemen darüber gewarnt waren und erst gar nicht anwesend waren. Das wurde umge-stellt und wir Sportler müssen über Wochen voraus angeben, wo wir uns wann aufhalten. Das machen wir über Internet, selbst bei kurzfristigen Sachen. Einfach mal paar Tage wegfahren – geht nicht.“ Die Regeln sind streng; sollte genau in diesen Tagen eine Kontrolle sein und der Sportler wird nicht angetroffen, gibt es eine Abmahnung mit einer Geldstrafe und beim zweiten Mal bereits eine Sperre. „Ich habe meinen sogenannten Rahmentrainingsplan der NADA per Internet mitgeteilt. Da ist aufgelistet, wann ich wo trainiere. Damit wissen die Kontrolleure, wo sie mich kurzfristig antreffen können. Ich weiss aber nicht, wann und wie oft sie kommen. Das machen die ganz überraschend. Das letzte Mal haben sie im September eine Kontrolle ge-macht. Bei mir ist das noch nicht häufig. Bei anderen Sportlern kann das bis zu zehn mal im Jahr sein.“
Zu den Doping-Kontrolen hatte sich Maxime Lambert nicht freiwillig gemeldet, sondern der Deutsche Judo Bund (DJB) hat an die NADA weitergemeldet. Da die Kontrollen kostenintensiv sind (ca. 400,-€), werden nur Bundeskaderathleten in den sogenannten Testpool aufgenom-men, wobei auch hier noch unterschieden wird zwischen denen, die zur Olympiade oder Welt-meisterschaft fahren oder denjenigen, die eine Reihe dahinterstehen. Da die NADA einige schlechte Erfahrungen gemacht hat, verhält sie sich mit ihren Auskünften recht verschlossen. Eine genaue Zahl über den Kreis der Betroffenen im Sportkreis Hildesheim war nicht Erfahrung zu bringen.
„Ich habe mit den Kontrollen kein Problem – das gibt mir eigentlich Sicherheit. Ich weiß, dass die anderen auch kontrolliert werden und sie mich nicht durch Doping im Wettkampf übervortei-len können.“