Judo baut Brücken
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 18. Juni 2015 12:08
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(bk) Anfang Juni erwartete die Holler Judoka ein ganz besonderes Training, denn die Verantwortlichen des Vereins Judo in Holle hatten ganz besondere Gäste ins Holler Dojo eingeladen.
„Davao School for the Blind“ war auf den Taschen der fünf blinden Gäste zu lesen, die eigentlich mit ihrem Chor zu Besuch in Hildesheim waren, um das 125-jährige Bestehen der Hildesheimer Blindenmission zu feiern. Als älteste Blindenmission Deutschlands finanziert sie sechs Blindenschulen in Südostasien. Davao ist die drittgrößte Stadt der Philippinen.
Den Wunsch von fünf Choristen, die als zweites Hobby Judo betrieben, wollte der Verein Judo in Holle den zwei Mädchen und drei Jungen, gern erfüllen: Als blinde Judoka wünschten sie sich mit Sehenden zu kämpfen.
So betraten sie zunächst zögernd in Begleitung ihrer zwei Betreuer die Holler Trainingshalle. Nachdem die Gäste ihre blaue Schuluniform gegen weiße Holler Judo-Anzüge eintauschten, führte der Betreuer Adrian Villarino die philippinischen Judoka in die mit weichen Judomatten ausgelegte Halle. Nach einer kurzen Begrüßung leitete die philippinische Division dann das Aufwärmtraining und 20 Holler Judoka machten mit. Das anschließende Einzeltraining leitete der dienstälteste Holler Judotrainer Bernd Lühmann. Er hat eine spezielle Lizenz für das Judotraining mit Menschen mit Behinderungen. Behutsam leitete er das Training und führte Holler Judoka mit den philippinischen Gästen zusammen. Nach einem lauten „Hajime“, dem Kommando, den Kampf zu beginnen, drängten zwei Körper dicht gegeneinander, warfen sich auf den Boden und versuchten sich gegenseitig auf die Schultern zu drücken.
Ein ungewöhnliches Training, aber bereichernd für beide Seiten. Die Holler Judoka trainieren normalerweise mit Nichtblinden. Nun mussten sie achtsam mit den Bedürfnissen ihrer Gäste umgehen. Während Judo-Kämpfer normalerweise aufeinander zugehen und den Kampf direkt beginnen, müssen blinde Judoka zunächst den Körperkontakt suchen. Nur so können sie wissen, wo der Gegner steht. Eine ganz neue Erfahrung für die Holler Judoka. Auch das Erlernen der unzähligen Würfe funktioniert bei Blinden nicht einfach durch Kopieren der Bewegungen. „Blinde müssen jede Bewegung über Körperkontakt erlernen“, erklärte der Direktor der Blindenschule Eduardo Estores. Sprachprobleme gab es bei dem gemeinsamen Training jedoch nicht, denn die Judo-Sprache ist auf der ganzen Welt Japanisch. Am Ende des Trainings gaben die philippinischen Judoka noch eine kleine Vorführung und der Schuldirektor Eduardo Estores bedankte sich bei allen Beteiligten: „Wir sind sehr froh, dass wir heute hier sein durften.“
